William – mit Unterstützung durch seinen Assistenten Giovani („He’s not Italian, haha!“) – macht einen richtig guten Job! In ausgezeichnetem Englisch erklärt er uns (2 alte britische organisiert reisende Pärchen, 1 german senior solo backpacker) mit sehr viel Herzblut, Fachwissen und Humor alles, was man über Kakao bzw. Schokolade wissen muss.
Die Pflanze, die aufgrund der benötigten Wachstumsbedingungen (Feuchtigkeit, Wärme und andere Pflanzen, in deren Schatten sie gedeihen können), ursprünglich nur in in ganz bestimmten Regionen Lateinamerika zuhause war, wurde wohl von Indianischen Ureinwohnern seit Jahrtausenden genutzt, und zwar als Getränk. Man nannte (und die Biologie ordnet sie auch heute unter diesem Namen ein) sie aufgrund ihrer Einzigartigkeit, ihrer verschiedenen wunderbaren Wirkweisen Theobroma Cacao (Nahrung der Götter).
Die spanischen Konquistadores konnten im 15. Jhdt zunächst nichts mit dem (bitteren) Getränk anfangen, witterten aber doch bald ein Riesengeschäft und brachten den Kakao nach Europa.
Die Kakaopflanze wurde nach Afrika exportiert (Elfenbeinküste ist heute weltweit der größte Produzent), auch nach Südostasien. Ecuador und andere Lateinamerikanische Länder haben sich inzwischen auf die Veredelung von Kakaopflanzen spezialisiert.
Der Anbau und die Ernte von Kakao erfordert Handarbeit.
Eine Kakaobaum trägt bringt nach vier Jahren die ersten Erträge. Die Bäume müssen ständig zurückgeschnitten und vor Schädlingen geschützt werden (was besonders aufwendig ist, wenn keine Chemie eingesetzt wird).
Die Bäume entwickeln gänzjährig Blüten, die allerdings nur ein sehr kleines Zeitfenster für die Bestäubung haben. Außerdem erfolgt die natürliche Bestäubung ausschließlich durch eine besondere Mückenart. Aufgrund dieser Besonderheiten ist die Bestäubung von (menschlicher) Hand Standard in der Kakaoproduktion.
Die Kakaofrucht wächst unmittelbar am Stamm, kann nur per Hand geerntet (abgedreht bzw. mit der Machete abgeschlagen) werden.
Die Pflücker entscheiden per Augenschein und per Klopfprobe über den Reifegrad.
Die wahnsinnig stabile Frucht wird mit Gewalt geöffnet. Darin befinden sich im Schnitt 50 Kakaobohnen, die von einer gallertartigen Masse umgeben sind. Bevor der Wert der ummantelten Kakaobohne zufällig entdeckt wurde, lutschte man tatsächlich nur diese schleimige Masse, die köstlich schmeckt (Ähnlichkeit mit Litschi), und warf den Kern weg.
Es folgen sehr aufwändige Prozesse (Fermentierung, Trocknung, Röstung, Schälen, Sortieren, Mahlen, Würzen, …), die nicht nur einen ungeheuer hohen Arbeits-, Technik- und Wissens- und Erfahrungsaufwand erfordern, der (europäische und amerikanische) Markt fordert ständig Verbesserung der Qualität und hält gleichzeitig die Erlöse für die Produzenten niedrig. Das haben William und Giovani so nicht ausgedrückt, sie haben vielmehr gesagt, dass man dankbar für die Arbeitsplätze und stolz darauf ist, an solch einem wertvollen Produkt mit zuarbeiten.
Wir bekommen massenhaft Proben aus den verschiedenen Entwicklungsstadien (von der getrockneten Bohne bis zur Schokolade) zu kosten. „Schokolade mit einem Kakaoanteil unter 50% ist keine Schokolade!“, sagt William – wie recht er hat: ein Gemisch aus Zucker und MIlch mit Schokogeschmack ohne antioxidantische Wirkstoffe.
PS Ich schwächele ein wenig, fühl mich müde und schlapp, hab keinen Appetit – morgen ist Ruhetag!
Hallo Wolfgang,
sehr interessanter Bericht und so tolle Aufnahmen.
Freue mich auf weitere tolle Eindrücke.
Liebe Grüße Jutta