Matagalpa will mich nicht gehen lassen …
… ich habe es überhaupt nicht eilig, die Casita Linda zu räumen, da der Bus nach Esteli alle halbe Stunde fährt. Als ich dann aber von einem Windstoß, der – als ich noch eben mein Zahnputzzeug aus dem kleinen Bad im HinterHinterHof holen will – die Tür zu meiner Wohnung zuknallt, ausgeschlossen werde und ich ohne Schlüssel und ohne Handy hilflos im winzigen HinterHinterhof stehe, glaube ich einen Wimpernschlag lang an einen Wink des Schicksals. Doch die Nachbarin erbarmt sich schon nach wenigen Hooooola-Rufen meiner, ruft ihren Mann, redet beruhigend aber auch amüsiert auf mich ein, während ihr Gatte eine selbstgezimmerte Leiter herbeischafft, auf das Wellblechdach seines Hauses steigt, von dort zum Hinterhof meiner Wohnung balanciert, in den Hinterhof springt, meine Wohnungstür öffnet, meine Wohnung durchschreitet und – für mich ist er der Held des Tages – die Tür zum HinterHinterhof öffnet und sich meine Lobes- und Dankeshymnen gar nicht anhört, sondern sofort wieder auf den abenteuerlichen Rückweg macht.
Den erstmöglichen Bus nach Esteli lasse ich sausen in der Hoffnung, dass der nächste mir großzügig einen Fensterplatz bereitstellen würde. Weit gefehlt! Auch der nächste Bus ist wenige Sekunden nach seiner Einfahrt bereits rappelvoll, so dass ich trotz meiner mutigen Taktik, meinen großen Rucksack erst einmal einfach draußen am Bussteig liegen zu lassen, keine Chance auf einen Sitzplatz habe. Nachdem ich dann in Ruhe für meinen großen Rucksack einen Platz im Gepäckraum auf der Fahrerseite zugewiesen bekommen habe, stehe ich die ersten 90 Minuten dermaßen eingequetscht im Gang, dass ich meine Füße nicht ausstellen, so dass ich permanent ausschließlich mit den Händen und Armen für Gleichgewicht sorgen kann.
… und Esteli will mich nicht haben …
… ich habe zwar wieder eine supertolle Unterkunft, aber die Stadt selber ist – zumindest auf den ersten Blick – kein bisschen schön. Eine hektische, laute Stadt ohne echtes Zentrum, ohne heimeligen, ruhestiftenden, gemütlichen Platz. Zwei dicht bebaute Hauptstraßen, jede Menge Querstraßen, schmale Bürgersteige, keine einladende Terrasse bei einem Cafe oder Restaurant. Zudem gibt es vor dem 3. Januar keine Touren – weder zur Zigarrenmanufaktur noch in die Naturschutzreservate ringsum.
Zur Krönung fängt es an zu regnen, als ich aus dem Supermarkt komme …