Eigentlich bin ich gut vorbereitet:
Bin pünktlich um 8:00h am Busbahnhof von La Fortuna, der Bus in Ciudad Quesada nach Los Chiles fährt auch pünktlich, braucht aber statt der vorhergesagten 2 fast dreieinhalb Stunden – egal , aber anschließend ist die Planung für die Tonne.
Der kurz vor der Grenze zugestiegene Geldwechsler (an der Grenze gibt es weder ATM noch Wechselstube) und alle im Bus Umsitzenden erklären mir, dass der von mir geplante Weg von Los Chiles aus per Boot die Grenze nach Nicaragua zu überqueren aufgrund von Corona illegal sei, ich solle besser noch ein paar Kilometer mit dem Bus bis zur ordentlichen Grenzstation fahren. Da mir die Zeit im Nacken sitzt (mein PCR Test verliert in gut 3 Stunden seine Gültigkeit), folge ich dem Rat.
Das Auschecken und die 13 USD Gebühren bei den Ticos verläuft schleppend (einer der Mr. Wichtig an der Abfertigung gibt mir noch mit auf den Weg, dass es albern ist, wenn man nach Nicaragua geht mit so wenig Spanischkenntnissen).
Ca. 500 m schleppe ich dann über Ödland meine insgesamt 18kg auf die andere Seite. Alle paar Meter steht ein Abfertigungsmensch, winkt mich zu sich, will immer wieder die gleichen Dokumente sehen und stellt immer wieder die selben Fragen. Der Gipfel ist dann aber, dass ich in dem offiziellen Abfertigungssaal, wo ich meine Stempel, diesselben Fragen (wer bist du? wo kommst du her? wo willst du hin? was willst du in Nicaragua? wie lang willst du bleiben? wo willst du wohnen? wie willst du dich fortbewegen?) und das Gepäck durchleuchtet bekomme noch einmal handschriftlich dasselbe Formular in Spanisch, das ich in stundenlanger Arbeit mit Hilfe des Google Translaters vor über einer Woche online ausgefüllt, hochgeladen (dafür habe ich per Mail von der entsprechenden Migrationsbehörde eine Vorgangsnummer und die schriftliche Erlaubnis zur Einreise bekommen) – genau dieses Formular muss ich jetzt und hier noch einmal handschriftlich ausfüllen! Aber dann habe ich meine Stempel (nachdem ich die obligatorischen 11 USD Touristengebühren bezahlt habe) …
… laufe noch einmal 500m bis zu einem Van (12-Sitzer – als wir eineinhalb Stunden später losfahren, sind 17 Menschen an Bord), der mich nach San Carlos bringt.
Ich nehme mir das nächstbeste Hotel (Hostel Frank – hatte ich bei Tripadvisor von gehört). Es ist ein total abgerocktes Zimmer – aber mir ist inzwischen alles egal, ich will nur noch schnell was essen, ein Bier trinken und schlafen.
In den wenigen Stunden bis zur Dunkelheit habe ich mehr Armut, mehr Elend, mehr Dreck und mehr Betrunkene auf der Straße gesehen als in den ganzen vier Wochen in Costa Rica zusammen. Wenn Costa Rica als die Schweiz Zentralamerikas kategorisiert wird, dann gehört San Carlos in die Rubrik Indien.
Auf der anderen Seite sind die Menschen hier ungeheuer offen, herzlich, hilfsbereit und fröhlich. Es gibt Streetfood und jede Menge Straßenhändler, ja sogar einen Nightmarket.
Bis spät in die Nacht torkeln lallend und brüllend Betrunkene an meiner Herberge vorbei und als ich am Morgen um kurz nach 5h die Vorhänge öffne, liegt unter meinem Fenster einer und schläft (seinen Rausch aus?). Was hab ich es gut in meinem Siffzimmer.