Fünf Tage verbringe ich in der zweitgrößten Stadt Thailands hoch im Norden. Fünf Tage bin ich hin und hergerissen zwischen dem Überangebot an Attraktionen und touristischer Infrastruktur auf der einen Seite und Menschenmassen – teilweise in Kolonialherrenmanier – auf der anderen Seite.
Die Altstadt von Chiang Mai beschreibt die Fläche eines Quadrates mit einer Kantenlänge von 2 km. Sie ist vollständig umgezogen von einem Kanal und an jedem Haupttor der vier Seiten und an den Ecken sind Reste der alten Stadtmauer erhalten beziehungsweise wiederhergestellt.
Innerhalb der Altstadt befinden sich mehr als 20 wunderschöne Wats. Darüber hinaus ist jegliches ursprüngliche Leben verschwunden. Aneinander reihen sich nun Guesthouses, Hotels , Restaurants, Bars , Kneipen , Reiseagenturen, Massageetablissements , cooking classes, Butiken, … Die Menschen, die hier einmal gelebt haben, sind verdrängt worden.
Die CountrysideBikeTour, die ich unter Leitung des supernetten Guides Boy – so lässt er sich nennen, weil sein thailändischer Vorname für Touristen zu schwierig auszusprechen ist – unternehme, beschert einen wunderschönen, entspannten Tag. Außer mir fahren drei Dänen, ein schottisches Pärchen und eine Engländerin mit. Mit den guten Bikes fahren wir vom Grasshoppers Office zum Bahnhof (6 km außerhalb). Der Bummelzug bringt uns circa 30 km südlich nach Lamphun. Von dort geht es über eine wunderschöne Route mit Stopps (wie immer) an Tempeln, Reisfeldern, Handwerksbetrieben, … zurück nach Chiang Mai.
Ein weiteren entspannten Tag beschert mir die Old City Bike Tour mit Noy vom selben Anbieter (zum Namen des Guides s.o.).
Mein Entschluss , am Dienstag (endlich) abzureisen , wird durch die veränderte Wetterlage beschleunigt: zwischen Februar und April ist in Nord Thailand – beschönigend gesagt – burning season. Die Bauern brennen massenhaft – obwohl verboten – die vertrockneten Pflanzenreste auf ihren Feldern nieder und es kommt zu verheerender Luftverschmutzung. Die großflächigen Brände führen dazu, dass der Feinstaubbelastungsgrenzwert der WHO in Chiang Mai regelmäßig um mehr als das Zwanzigfache übertroffen wird und das geringste Problem dabei ist, dass man wochenlang weder Berge noch blauen Himmel sehen kann.
Zu Beginn meines fünftägigen Aufenthaltes war das Wetter noch sehr schön: nach Sonnenuntergang bis zum späten Vormittag des nächsten Tages deutlicher Temperaturrückgang – tagsüber dann strahlend blauer Himmel mit Temperaturen um die 35°. Die Inversionswetterlage habe ich dadurch zu spüren bekommen, dass ich am Nachmittag des 4. Tages das sichere Gefühl hatte, krank zu werden – ich hatte Kopfschmerzen, fühlte mich fiebrig, lustlos, antriebsschwach, hatte keinen Appetit,… Nachdem ich fast 10 Stunden geschlafen hatte, waren diese Symptome weg, der blaue Himmel aber auch!