Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, liebe Jutta. In Gedanken nehme ich dich heute mit auf meiner Radtour in den Phataem National Park. Circa 15 km nördlich von Khong Chiam beschreibt der Mekong einen Bogen, an dessen Prallhang sich dieser Nationalpark befindet, der verschiedene Naturschauspiele zeigt: da gibt es Felsformationen, die durch Wasser, Wind und Sand zu bizarren Gebilden geformt worden sind. Es gibt ausgewaschene röhrenförmige Gänge, die heute ca 100 m über dem Wasserlauf an einem Steilhang liegen und die Wandmalereien aus grauer Vorzeit zeigen. Da fahren wir zwei heute hin.
Ich bin leider immer noch ein wenig angeschlagen. Hab mir auf der Fahrt im Minivan hierhin dank der Klimaanlage einen Schnupfen eingefangen. Dazu kommt, dass das Wetter hier zur Zeit ganz merkwürdig ist: es weht permanent ein recht heftiger Wind (hat vielleicht etwas mit den beiden riesigen Flüssen, Mekong und Mun,
die hier zusammentreffen zu tun?!), gestern war der Himmel von morgens bis zum Abend bewölkt, es hat einige leichte Regenschauer gegeben und die Temperaturen sind heute Nacht unter 20 Grad gefallen. Als ich gestern Abend Essen war, barfuß und im Tshirt, habe ich leicht gefroren.
Ich verlasse Khong Chiam Richtung Norden auf der gut ausgebauten Straße. Der Asphalt ist glatt und das Verkehrs aufkommen ist nicht hoch. Nach circa 5 km wechsele ich von der Straße auf eine abzweigende Betonpiste. Durch 2 Dörfer hindurch radelnd finde ich die Sandpiste,
die mich unweit des Mekongufers über eine Nebenstrecke zu diesem Nationalparkt führen soll. Ungefähr nach der Hälfte der Strecke stoße ich auf ein Wat, dessen riesige Buddhastatue
den sich hoch auftürmenden Wassertank , der sich direkt an der Piste befindet , weit überragt. Ein paar Sitzgelegenheiten, die in einem Garten eingerichtet sind , bieten einen schönen Ausblick auf den Mekong. In der Nähe eines Wohngebäudes kann ich von Weitem einen Mönch entdecken, der dabei ist, den Hof zu fegen.
Keine drei Kilometer weiter , stoße ich auf ein weiteres Wat. Schon von weitem ist laute Musik zu hören , die über Lautsprecher weit ins Land schallt. Es ist ein sehr großes Gelände mit vielen , vielen Gebäuden, Statuen, Opferstätten. Es wird auch an einem neuen Denkmal gebaut.
Eine Frau am Eingang des Wat begrüßt mich und sagt mir , dass ich mich überall hin bewegen und mir alles anschauen dürfte. In einem Andachtsraum, in dem ich, nachdem ich ein paar Stufen erklommen habe, hinein schauen kann , sitzt ein alter Mönch, den linken Fuß auf dem Rollgestell seines Bürostuhls abgestützt , den anderen auf einem Sixpack Wasserflaschen und lächelt mir freundlich zu. Plötzlich klingelt ein Telefon. Er greift nach unten und holt ein 10 Zoll Tablet hervor , öffnet es und beginnt sein Telefonat. Leider bin ich beim Fotografieren in diesem Moment viel zu hektisch, so dass das Bild vollkommen unscharf wird.
Nach fast zwei Stunden habe ich den Nationalpark fast erreicht. Eine kleine Pause am Straßenrand bei einer Dose eiskaltem Nescafe und einer Flasche Wasser
am Eingang des Parks die Eintrittgebühr für Ausländer (400 Bath – gut 10 €) entrichtet und dann gehts los.
Klar, dass die Kinder der Schulklasse, wissen wollten, wie ich heiße und wo ich herkomme. Germany ok, aber dass ich von Khong Chiam mit dem Rad hier war, wollten sie fast nicht glauben.
Auf dem Rückweg bin ich in einem Dorf von einer Gruppe feiernder Männer (irre laute Musik aus Lautsprechern, Essensreste auf dem Tisch, mehrere geleerte Schnapsflaschen) eingeladen worden. Nach einem Glas Wasser, einigen Fotos die die Männer machen wollten, und vielen Dankbarkeitsbekundigungen meinerseits bin ich hoffentlich ohne unhöflich zu sein – aus der Nummer rausgekommen.
Es ist gleich 18:00. Frisch geduscht gehe ich jetzt gleich ins Dorf zum Essen.
Kann es einem besser gehen???? Allein auf dem Vorspeisenteller sind 3 meiner Lieblingsnahrungsmittel in Südostasien vereint
Auf dem Rückweg werde ich mir bei 7/11 ein eiskaltes Bier mitnehmen, das ich dann bei einer Tatort-Folge aus der ARD-Mediathek auf der Terrasse vor meinem Zimmer zum Tagesausklang auf dein Wohl trinken werde.
Ja, so ist dein Geburtstag, Jutta. Ich hoffe, du hast deine Freude daran. Lass es dir ganz gut gehen, lass dich verwöhnen und fühl dich ganz fest gedrückt von mir.