Es wird Zeit Neues zu entdecken …

Seit fast zwei Wochen bin ich nun schon in Thailand (3 Tage Ayutthaya im Tamarind Guesthouse und 9 Tage in Phimai im Moon River Resort). Es ist gut, dass ich es hab langsam angehen lassen in diesem Winter – ich bin entspannt und zufrieden, bin inzwischen „angekommen“, habe meinen Rhythmus gefunden und muss vor allen Dingen mich nicht ständig orientieren, Neues erkunden und bestaunen, sondern kann mich kundig und wie selbstverständlich bewegen und das, was ich wahrnehme, abgeklärt einordnen und bewerten.


Es sind zwei Aspekte, die ich bisher nicht so wahrgenommen hatte, die mir in der aktuellen, entspannten Situation immer wieder (negativ) auffallen:

da ist zum einen eine große Oberflächlichkeit (andere bezeichnen es eher als Toleranz oder große Gelassenheit) in der Wahrnehmung und Bewertung des gesellschaftlichen Miteinanders.
Phims Massageshop wird nach Feierabend zum Treffpunkt ihrer Mitarbeiterinnen und Freundinnen: ohne Verabredung oder Absprache schneien sie abends herein, jede bringt vom Nachtmarkt etwas zu essen mit, und dann sitzt man auf dem nackten Boden, isst gemeinsam, lacht zusammen und töttert. Ich sitze manchmal wie selbstverständlich dabei (aber natürlich nicht auf dem Boden!), verstehe kein Wort, weiß aber durch Nachfragen, dass es beim Palavern immer um das Essen, die Gesundheit, das am Tage erlebte, die Familie, etc. geht. Von Zeit zu Zeit werde ich in die Gespräche mit einbezogen oder ich frage nach: warum beispielsweise der Geburtstag des (schon lange toten) Königs (Rama IX) als Feiertag begangen und warum der Monarch wie eine Gottheit verehrt wird.
Die eine ältere Mitarbeiterin hat einen Sohn, der als Ladyboy lebt und mit einem Arzt aus den USA liiert ist. Ich frage nach, ob Ladyboys eine Geschlechtsumwandlung machen lassen (wollen), wie ihr gesellschaftliches Ansehen ist, ob es mehr als eine sexuelle Orientierung ist,ob sie Kinder adoptieren können, …
Ich frage, wie die Klimakrise sich in der Region bemerkbar macht, will wissen, warum immer mehr Thais (insbesondere Kinder) adipös sind – ganz gleichgültig was thematisiert wird, nichts wird hinterfragt, es wird alles weg gelächelt, alles ist wie es ist. Nicht nur in größerer Gesprächsrunde, auch im vertraulichen Pupillengespräch bleiben die Aussagen total an der Oberfläche, beschreibend – alles scheint gottgegeben.

Das Zweite, was mir in diesem Jahr sehr (negativ) auffällt, ist die riesige Geräuschkulisse von morgens bis abends, die das Alltagsleben beherrscht. Es ist nicht nur der Verkehrslärm (man geht keinen Schritt zu Fuß, sondern fährt motorisiert – am liebsten auf vier, mindestens aber auf zwei Rädern – wobei grundsätzlich das Recht des Stärkeren gilt: je größer das Fahrzeug, desto mehr Vorrechte nimmt man sich heraus, Radfahrer und Fußgänger müssen immer auf sich achten und im Zweifel dem motorisierten Verkehr Vorrang zollen). Eine (zusätzliche) Wahnsinnsgeräuschbelastung wird häufig durch Lautsprecheranlagen erzeugt: ob ein in einem Restaurant auf einer Bühne auftretender Musiker, ein Moderator bei irgendwelchen Feierlichkeiten, ein Schulleiter bei einer Ansage während der Hofpause, die Werbedurchsage eines fahrenden Händlers, der die Waren auf seinem Pickup anbietet – sämtliche Geräuschverstärkeranlagen sind grundsätzlich bis zum Anschlag aufgedreht, der Output meist übersteuert und verzerrt. Für meine Ohren eine Tortur, für Thais offensichtlich vollkommen normal, niemand stellt das in Frage.

Die neun Tage in Phimai sind wie im Fluge vergangen. Viel Zeit habe ich lesend in der Hängematte am Moon River verbracht („Der Junge im gestreiften Pyjama; John Boyne“ und „Das Liebespaar des Jahrhunderts; Julia Schoch“),

habe Phims Thai- und Fußmassagen genossen, bin mit dem viel zu kleinen Chinarad auf Tour gewesen, habe Essen vom Nachtmarkt verschlungen, …

Ab morgen (Sa. 09.12.23) bin ich wieder alleine auf Entdeckungstour. Erster Stopp: Buri Ram


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