Es sollte ein traumhafter zweiter Tag in Nong Khiaw werden: Ein wunderschöner Bungalow im Riverside Resort über dem Fluss, eine Fahrradtour zu einem Dorf einer ethnischen Minderheit, …
Vorher eben noch Geld vom Automaten direkt an der Ecke vor der Brücke holen.
Ich hatte es am Abend zuvor bereits an diesem ATM vergeblich versucht: timeout – Aktion abgebrochen. Wahrscheinlich kein Geld mehr im Automaten.
Tatsächlich heute: ATM offline – Bitte benutzen Sie den anderen Automaten bei der Bank.
Aber auch dieser Automat verweigert mir – ohne Angabe von Gründen – jegliche Summe. Zum Glück habe ich ja als Backup eine zweite Visakarte einer anderen Bank.
Erster Versuch: falsche Pin! Ich checke auf dem Handy die von mir persönlich verschlüsselten Zugangscodes und versuche es ein zweites Mal: Falsche Pin!
Es ist Sonntag. Die Bank ist geschlossen. Ich bin genervt und gerate langsam in Panik. Zurück zum traumhaft schönen Bungalow über dem Fluss. Am Laptop checke ich beide Karten: beide sind nicht gesperrt, beide sind für Laos entsperrt, der tägliche Verfügungsrahmen ist lange nicht ausgeschöpft. Warum – zum Teufel – bekomme ich kein Geld??? Enja ist meine Rettung: sie schaut im verschneiten Hamburg in meinen Unterlagen nach dem Passwort für die Notfallkarte.
Zuversichtlich mache ich mich wieder auf den Weg – um wieder zu scheitern: Passwort stimmt natürlich, aber die Aktion wird abgebrochen, ich solle doch bitte meine Bank kontaktieren. Hatte ich bisher insgeheim darauf gesetzt, die Anforderung meiner Hauptkarte scheitere einfach daran, dass beide ATMs im Dorf einfach leer sind, werde ich nun eines besseren belehrt: Ein junger Engländer zieht nach mir locker den Maximalbetrag. Meine Situation ist ihm aus eigener Erfahrung bekannt. Deshalb gibt er mir ohne Diskussion seine 2 Millionen LAK, und ich überweise ihm im Gegenzug auf sein Brüsseler Konto 93.-€.
Dass ich an diesem Tag trotz gutem Abendessen und traumhaft schönem Bungalow über dem Fluss nicht mehr so richtig gute Laune und in der Nacht kaum ein Auge zu bekomme, muss ich nicht erwähnen.
Heute, am Montagmorgen, erfahre ich, dass meine Zweitkarte auch hier ihren Dienst versagt (Sorry, no work!), aber wenigsten bringt mir meine Hauptkarte ein paar Millionen, so dass wir um 11 Uhr das Boot nach Mueng Ngoy nehmen können.
Es sollte eine gemütliche Tuckertour von eineinhalb Stunden flussaufwärts werden. Eine gute Stunde lang geht es auch genau so, aber dann wird das Wasser im steinigen Flussbett immer seichter. Als unser Bootsführer mitten im Nirgendwo ans Ufer steuert, den Motor ausschaltet, aussteigt und sich die Hosenbeine hochkrempelt, sind wir erst ratlos.
Als er dann große Steine aufeinanderlegt, um eine Brücke ans Ufer zu improvisieren, ahnen wir, was auf uns zukommt.
Tatsächlich müssen wir alle von Bord (zum Glück kann das Gepäck auf dem Boot bleiben), die seichte Stelle zu Fuß passieren, während der Bootsmann sein unbeladenes Fahrzeug über die Flachstelle schiebt.
Nach vielleicht 150 Metern gibt es wieder genug Wasser unter dem Kiel, sodass wir wieder einsteigen können.
Insgesamt drei Mal geht dieses Spielchen so. Am Ende sind wir ein eingespieltes Team und finden es selbstverständlich, dass wir – in Muang Ngoy angekommen – wegen Wassermangel nicht am Pier anlegen können, sondern wieder durchs Wasser waten müssen, um an Land zu kommen – diesmal mit Gepäck.