Die Bunong sind die größte indigene ethnische Minderheitengruppe in Kambodscha. Sie konzentrieren sich auf die Provinz Mondulkiri, in deren Hauptstadt SenMonorom (10.000 Einw.) ich mich ein paar Tage aufhalte.
Hong, der mich mit seinem klapprigen Motorroller um 8:30 h zum Dschungeltrek abholt, ist Bunong.
Er spricht Bunong, natürlich auch Khmer und ein wenig Englisch – seine wichtigste Sprache, mit der er mich durch einen wunderbaren Tag führt, ist die seines Herzens, sein breites Lachen, seine Gesten, seine Körpersprache.
Er ist 43 Jahre alt, hat mit seiner Frau acht Kinder (4 Mädchen, 4 Jungen), der älteste Sohn ist 24, der jüngste 8. Hong ist inzwischen auch vierfacher Großvater. Wo auch immer wir auf unserer heutigen Tour auf Menschen treffen (sofern es keine Touristen sind) – Hong erklärt mir jeweil kurz sein Verwandtschaftsverhältnis („My daughter, my son, my daughter/son in law, my niece/nephew, …“). Interessanterweise gibt es offensichtlich bei Begegnungen keine mit unserer Kultur vergleichbaren Begrüßungs- oder Verabschiedungsrituale. Bestenfalls bleibt man kurz sehen, wechselt ein paar Worte und geht weiter, genauso aber ruft man sich im Vorbeigehen Informationen zu. Ich falle aus allen Wolken, als Hong mir nach einer flüchtigen Begegnung mit einer jungen Frau und ihrem Baby bei einer Holzhütte mitten in der Pampa erzählt, das sei seine Tochter und sein jüngster Enkel gewesen.
Er erklärt mir, man drücke seinen Gruß und seine Zuneigung mit den Augen aus. Es gebe zumindest in der Khmer Sprache zwar eine Phrase für Hallo/GutenTag, die würde man aber nur höhergestellten Respektspersonen gegenüber verwenden.
Am Eingang zu Hongs Hütte mit seinem jüngsten Sohn und einem Enkelkind.
Es gibt jede Menge Hunde (absolut friedlich) und Hühner, in den Krügen wird der selbstgebrannte Reiswein aufbewahrt, ein Schwager deckt das Dach seiner Hütte gerade frisch (muss alle zwei bis drei Jahre gemacht werden, während die tragenden Bambusrohre ca. alle fünf Jahre ausgetauscht werden müssen.
Auf unserer 14 km langen Wanderung mit gut 600 Höhenmetern sind wir zunächst auf Kulturland unterwegs. Cashewnuts, Trockenreis, Bananen und Maniok sind die Hauptanbauprodukte. Cashewkerne werden an große Companies, die den Preis bestimmen (zwischen 0,60 und 0,75€/kg), verkauft, Maniok wird z.T. auch weiter verkauft, Reis dagegen muss zugekauft werden. Jede Familie bearbeitet ihre eigenen Felder, es wird nicht gemeinschaftlich gewirtschaftet. in Dorfnähe gibt es natürlich auch Gärten für den Obst- und Gemüseanbau. Jede Familie hält auch Tiere: Hühner, Schweine, Kühe und Büffel.
Anschließend durchstreifen wir auf einem engen Pfad den „Dschungel“, bzw. das, was davon übrig geblieben ist.
Als wir uns unserem Tagesziel, einem Wasserfall, nähern, beginnt Hong mit den Vorbereitungen für unser Essen. Von einem bestimmten Baum sucht er sorgfältig zwei Blätter aus (die uns später als Teller dienen werden), ein frisches, weiches, großes Bananenblatt (Tischtuch), zwei Bambusrohre mit passender Länge und großem Durchmesser (zum Garen und Servieren des Gemüses) und jede Menge Holz (für das Feuer zum Garen und zum Befestigen des Hühnerfleisches über der Glut). Alles findet in seinem Bastrucksack Platz, in welchem er bisher nur sein großes Messer, zwei Flaschen Wasser und die zuzubereitenden Lebensmittel transportiert hat.
Während ich – am Wasserfall angekommen – ein erfrischendes Bad (zusammen mit einer zwölfköpfigen, internationalen Wandergruppe) nehme, geht Hong – ohne Konkurrenz – in die Küchenschlacht.
Von der Gruppe, die am Nachbartisch ein (kaltes) Picknick genießt, erhält Hong massenhaft anerkennende Blicke und Kommentare.
Es war einfach köstlich
Kurze Mittagsruhe, dann Rückweg an drei weiteren Wasserfällen vorbei, mit Flussdurchquerung und einem weiteren, imposanten Bambuswald
Am Rande des Waldes treffen wir bei einer Hütte auf eine weitere Tochter und deren Sohn. Dieser hat mit einer selbstgebauten Falle einen Vogel, den er hinter sich herzieht, erbeutet. Er wird ihn wahrscheinlich fliegen lassen, meint der Großvater
Ich will Hong nicht in die Höhle folgen (ich bin am Ende meiner Kräfte, muss Energie sparen und will die an den Wänden ruhenden Tiere nicht stören). Kurzerhand holt er mir ein Ansichtsexemplar nach draußen
Gegen 5:00h zurück in seinem Dorf sitzen wir noch eine halbe Stunde zusammen, beäugt und angelacht von vielen Familienangehörigen und Freunden. Ich schaffe es nur noch ein einziges Mal, mein Handy als Kamera zu gebrauchen, so kaputt bin ich – es ist aber auch gar nicht die Atmosphäre dazu …
Wieder ein beeindruckender Ausflug mit tollen Aufnahmen auf dem wir dich begleiten dürfen.
Mit einfachen Materialien aus der Natur wird eine liebevolle Mahlzeit zubereitet und serviert .
Diese Bescheidenheit und Zufriedenheit der Menschen kann man sich bei uns kaum vorstellen.
Danke für diesen tollen Ausflug,
deine verwöhnte Schwester aus Heiligenhaus.