Ein toller Tag bahnt sich an:
Über die Nacht hat die Facebook-Backpacker-Community meine Fragen zum Grenzübergang nach Laos beantwortet:
Ja, der Grenzübergang nach Houayxay ist geöffnet
Ja, ich bekomme dort ein Visum on arrival
Ja, es fahren regelmäßig Busse von Chiang Rai nach Chiang Khong, die mich an der Freundschaftsbrücke (Grenzübergang) rauslassen
Beim Frühstück mache ich Bekanntschaft mit der ungeheuer netten Vietnamesin Pink. Sie ist 33 und Brokerin an der Börse in Ho Chi Minh City. Sie habe gestern Abend einen weißhaarigen Geist auf der Terrasse von dem Bungalow da drüben gesehen und ein wenig Angst bekommen. Ob ich das vielleicht gewesen bin???
Sie ist total quirlig und lebendig und lustig, aber leider am Ende ihrer 8-tägigen Reise
Morgen (Di) läuft mein schweineteures aber supergutes 30-Tage-Online-Paket bei AIS aus. Es gibt zwar überall in den Guesthouses und Cafes Wlan, aber das ist manchmal recht schwach und außerdem fühl ich mich sicherer, wenn ich auch unterwegs Verbindung habe. Ich bitte Pam von der Rezeption hier um Hilfe. Sie nimmt sich alle Zeit der Welt um herauszufinden, was ich denn brauche, sucht dann den passenden Tarif mit mir zusammen aus und bucht und bezahlt über ihr Handy. Einfach großartig!
Mit soviel Erbaulichem im Rücken starte ich etwas spät (gegen 10h) meine Wanderung zum Wasserfall Mae Yen, die ich am Tage zuvor wegen falscher Bereifung abbrechen musste.
Heute stimmt alles. die wasserfesten Trekkingsandalen, geladenes Handy, Wasser, Tüte Nüsse, zufriedenstellende Kondition, super Wetter, gute Laune
Am Anfang – solange das Gelände recht flach ist – ist alles ganz easy. Der gut erkennbare Weg führt mal rechts-, mal linksseitig des Baches, die Durchquerungen im knöchel- bis knietiefen Wasser machen großen Spaß und sind erfrischend, denn das gemütlich fließende Wasser ist richtig kalt. Ich genieße und nehme viele Handyschnappschüsse (ich habe zwar die Kamera im Rucksack, aber ständig rein-raus oder umhängen geht nicht)
Weiter unten denke ich noch …
Aber diese Einschätzung ist falsch. Je steiler das Gelände wird, desto enger wird der Lauf des Baches, in dessen Bett sehr wohl auch große Steine kreuz und quer liegen. Außerdem wird der Raum für den Weg immer knapper (wir befinden uns im Dschungel an einem Hang, durch den sich ein Bach mäandrierend seinen Weg hinab in die Ebene sucht).
Was ich sagen will: der Weg wird immer schwieriger zu finden und zu begehen. Einzige Orientierung ist der Wasserlauf. Manchmal entdecke ich eine Öffnung links oder rechts des Bachbettes und klettere in der Hoffnung auf den Wanderweg 10, 20 Meter die steile Böschung hinauf, um am Scheitelpunkt vielleicht 20 Schritte voranzukommen, dann aber wieder genauso steil zum Bachbett hinunter abzusteigen. Manchmal hat man auch Glück, und der Weg kürzt tatsächlich einen Bogen des Baches ab.
Mein größtes Problem sind meine schwindenden Kräfte und die fortschreitende Zeit. Ich hatte mit zweieinhalb Stunden bergauf gerechnet, bin jetzt aber schon mehr als drei Stunden unterwegs als noch knapp drei Kilometer vor mir liegen.
Der Kampf zwischen Vernunft und Adrenalin hat schon lange eingesetzt: ich beschwöre mich immerzu, keinesfalls das Risiko eines verdrehten Fußes, gebrochenen Beines, durchnässten Rucksacks, … einzugehen, sondern jederzeit mir die Freiheit zu nehmen umzukehren – zumal ab spätestens 17:30 Uhr die Sonne hinter den Bergketten verschwunden und es dann zappenduster für mich wäre.
Nach viereinhalb Stunden und genau zehn Kilometern erreiche ich Den Mae Yen Wasserfall und bin glücklich. Noch nie hat mir klares Wasser und der Premium Nuss Mix von Aldi Süd besser geschmeckt.
Ich genieße die Situation und mache mich kurz vor 3 auf den Rückweg, wohl wissend, dass ich sehr viel schneller sein werde als auf dem trödeligen (im unteren Teil) Hinweg.
Als mir dann auch noch zwei junge Pärchen im Abstand von vielleicht 10 Minuten entgegen kommen, bin ich ganz entspannt (die müssen ja auch noch runter) und kann den Rückweg sehr genießen
Um zwanzig nach fünf bin ich bereits zu Hause mit gut 34.000 Schritten auf der Uhr. OSM, meine Tracking-Software auf dem Handy, misst gut 21 Kilometer.
Dein Bericht war wieder spannend und die Bilder (Natur pur) toll.
Danke dafür.
Deine Schwester Jutta