MountainbikeTour mit Chansy

Ich komme gerade von einer von einer anstrengenden und eindrucksvollen MountainbikeTour zurück und will nur schnell aufschreiben, was ich alles von Chansy, meinem private guide (es gibt leider heute und in den nächsten Tagen keine weiteren Tourteilnehmer) erfahren habe.
Chansy ist 37, verheiratet, zwei Söhne (2 und 5), seine Frau ist mit dem dritten Kind schwanger – weitere Kinder möchten sie beide nicht in die Welt setzen.
Er lebt in einem Dorf in den Bergen eineinhalb Motorrollerstunden von LuangPrabang entfernt und gehört – wie die anderen 67 Familien des Dorfes – der Volksgruppe der Hmong an, die etwa 10% der Gesamtbevölkerung umfasst. In seinem Dorf gibt es keine Elektrizität und keine Anbindung ans Internet und mit der Außenwelt ist das Dorf nur über eine Dirtroad verbunden, die aber während der Regenzeit phasenweise nicht passierbar ist. Als Chansy 5 Jahre alt war, starb sein Vater an einer Entzündung des Verdauungstrakts, weil es damals überhaupt keine medizinische Versorgung gab – zumal die Hmong Animisten sind, die früher ausschließlich der Naturmedizin vertrauten. Chansy wurde von seinem 15 Jahre älteren Bruder und einem Onkel großgezogen und durfte als einziger von 8 Geschwistern studieren. 2014 schloss er seine Lehrerausbildung ab, bekam aber nie eine Stelle als Lehrer angeboten oder bekam nur so schlecht bezahlte Stellen angeboten (das habe ich trotz Nachfrage nicht verstehen können), dass er nie als Lehrer gearbeitet hat. Stattdessen verdingt er sich bei TigerTrail (ein von einem Deutschen in LuangPrabang gegründetes Trekking- und Biketourunternehmen). Seit zwei Jahren (corona-bedingt) bin ich sein erster Kunde. Von den 103 USD, die ich für die geführte Tour heute an TigerTrail zahle, erhält er rd. 15 Dollar.


Chansy erzählt mir weiter, dass die (Trink)Wasserversorgung in seinem Dorf aufgrund des Klimawandels von Jahr zu Jahr schwieriger wird, weil die einzige erreichbare Quelle während der Trockenzeit immer weiter versiegt (während der Trockenzeit bestehe die Hauptbeschäftigung der Dorfbewohner darin, mit Gefäßen zur Quelle zu gehen, sich dort in die Warteschlange einzureihen, Wasser abzufüllen und zurück zum Dorf zu laufen) und sei abzusehen ist, dass das ganze Dorf in wenigen Jahren umsiedeln müsse. Er fühlt sich von der Regierung im Stich gelassen. Man könne zwar alle paar Jahre wählen gehen, aber es gäbe sowieso nur eine Partei und die würde ihre Ämter in der Regierung nach eigenem Gutdünken besetzen, nicht nach Wahlergebnissen. Dabei ginge es der Regierung nicht um das Wohl der armen Leute in den Bergen – das sei ihr gleichgültig – es ginge ihr darum, möglichst gute Geschäfte mit den Chinesen zu machen.
Das ist so im Wesentlichen das, was ich von Chansy auf unserer rund sechsstündigen Tour erfahren habe. Er hat dabei weder agigatorisch noch emotional aufgewühlt mir Vorträge gehalten, sondern mir rein sachlich auf meine Fragen und Impulse geantwortet. Auch muss man unser beider Sprachschwierigkeiten (sein Englisch ist nicht schlechter als meines) berücksichtigen.

Obwohl nur ein paar Kilometer von LuangPrabang entfernt, sind wir hier, auf der anderen Seite des Mekong in einer anderen Welt. Es gibt keine Brücke über den Fluss, weil das Gebiet erdbebengefährdet ist, so dass der Fluss eine natürliche Grenze zwischen zwei verschiedenen Welten darstellt. Einzige Verbindung sind die Fähren.

Auf unserem 35km-Rundkurs über Dirtroads und Singletrails werden wir ab und an von motorisierten Zweiradfahrern überholt, treffen aber sonst kaum auf Menschen. Erst als wir Pause machen in einem Dorf, wird es lebendig

Die Männer des Dorfes nehmen zusammen ein Mittagessen ein. Später kommen auch Frauen dazu

Der Dorfladen hat Kaffee und Kekse für uns und wird natürlich von den Einheimischen stark frequentiert

Wir essen unterwegs an einem schattigen Plätzchen. Chansy hat für mich in Bananenblätter eingewickelt Nudeln, Hühnchen, Gemüse und für sich gegrillten Fisch mitgebracht

AugenBlicke aus einem anderen Dorf

Schreibe einen Kommentar