Ich trödele ein bisschen mit Aufstehen und Frühstücken, weil es doch recht frisch ist (13°), aber so gegen 10 Uhr ist das Quietsche- und Knarzrad ausgeliehen (der Verleih hatte gestern Abend 8 gute Mountainbikes vor seinem Laden stehen – alle weg heute Morgen – ich muss leider mit der UraltSchrottkiste vorlieb nehmen) und ich mache mich auf den beschwerlichen Weg am Ou River entlang und später an einem kleineren Flüsschen hoch – den gleichen Weg, den ich 2019 schon einmal mit viel Spaß gefahren bin. Der breite aber staubige und holprige Weg mit vielen kurzen Anstiegen und ebensovielen Abfahrten endet hinter dem letzten Dorf (Ban HoiKhong), in dem ich vor drei Jahren viel Spaß mit ein paar Kids hatte. Meine Idee ist, sie wiederzufinden und ihnen ihre Fotos auf meinem Reisetagebuch zu zeigen.
Auch heute – wie vor vier Jahren – sind die Berge noch wolkenverhangen, erst so gegen zwölf hat die Sonne sich durchgesetzt.
Die damals kaputte Brücke ist inzwischen durch eine stabile Betonbrücke ersetzt worden
Mitten in der Pampa sitzt eine Frau auf einer Plastikplane, vor sich ein Häufchen vertrockneter Mandarinen, und wartet auf Käufer. Ich kaufe ihr für einen großzügigen Betrag (sie beginnt beim Anblick des Scheines schon mit dem Befüllen eines Plastikbeutels) eine einzelne Frucht (die ich fast komplett diskret entsorge, weil sie innen schon schwarz und steinhart ist) ab. Auf dem Rückweg strahlt sie mich unwiederstehlich an, so dass ich sie um ein Foto bitte
Im Dorf Sopvan, wo der kleinere in den Ou Fluss mündet treffe ich auf eine Gruppe Kinder, die einerseits total neugierig auf mich sind, andererseits bis ich mich verabschiede ihre Scheu und Skepsis nicht ablegen
Dieselbe Haltung finde ich schließlich in meinem Zieldorf HoiKhong vor
Es braucht eine halbe Ewigkeit bis die beiden sich trauen näher zu kommen und sich die Fotos der um vier Jahre gealterten Kinder auf meinem Handy anzusehen. Dass ihnen alle drei bekannt sind, wird klar, weil sie bei jedem Bild das Kind beim Namen nennen und auch zum Dorf zeigen, wo sich wahrscheinlich sein Zuhause befindet. Aber sie machen keine Anstalten, die drei zu rufen oder mich zu ihnen zu bringen.
Ich mache zwei weitere Versuche, sie zu finden, indem ich in das Dorf hineingehe und Erwachsenen, die ich dort treffe, meine Fotos zeige. Die gleiche Reaktion: erstauntes Erkennen mit ganz kurzem Grinsen im Gesicht, aber sofortiges Dichtmachen und keinerlei weitere Aktion.
Ich merke, dass ich ihnen mit meiner Aktion zu sehr auf die Pelle rücke und sie verunsichere und breche ab – um dann doch noch auf Anh zu treffen, die mich zwar auch nicht mit den drei Jungs zusammen bringt, aber dafür gerne mit mir die drei, vier StandardSmallTalkSätze Englisch redet und unbedingt fotografiert werden will
ein für das Dorf typisches Holzhaus, links davon wird mit Betonpfeilern gebaut