Kein starker Abgang

Ich bin gedanklich schon ein, zwei Stationen weiter (nämlich beim Einreiseschalter auf der thailändischen Seite mit der Frage, ob ich tatsächlich auch bei der zweiten Einreise innerhalb kurzer Zeit wieder 30 Tage Aufenthaltsgenehmigung ohne Visumsantrag bekomme und ob der Bus auf der thailändischen Seite tatsächlich mein laotisches Ticket akzeptiert) als ich merke, dass der Beamte am laotischen Ausreiseschalter meinen Pass immer wieder von hinten nach vorne und von vorne nach hinten durchblättert. „A stamp is missing. Wait!“, sagt er im sachlichen Ton und deutet mir mit einer Kopfbewegung an, dass ich an die Seite treten und warten soll. In aller Ruhe arbeitet er die Schlange der Ausreisewilligen hinter mir ab, während ich von einem britischen Päarchen mittleren Alters angesprochen werde, ob bei mir auch ein Stempel fehle? Bei ihm sei alles in Ordnung, aber bei seiner Frau fehle ebenfalls ein Stempel. Na ja, wird sich ja alles gleich klären lassen.
Man lässt uns vielleich eine Viertelstunde warten, bis dann der Grenzbeamte aus seinem Office zu uns kommt, Haltung annimmt und in sachlichem Ton uns aufklärt, dass in zwei Pässen der Stempel mit dem letztmöglichem Ausreisedatum (30 Tage nach der Einreise) fehle, er uns daher keine Ausreiseerlaubnis geben könne und es gäbe für uns genau zwei Möglichkeiten, die Situation aufzulösen: entweder wir reisen zu dem Grenzübergang zurück, an dem wir eingereist sind oder aber wir würden an Ort und Stelle jeder eine Gebühr in Höhe von 100.- $ zahlen, dann könnten wir hier ausreisen.

Uns dreien war schlagartig klar, dass es um plumpe Devisenbeschaffung geht. Blitzschnell stimmten wir uns ab, dass wir auf gar keinen Fall auf die Forderungen eingehen, aber auf jeden Fall ruhig und sachlich bleiben wollen.

Gesagt, getan, aber man lässt uns schmoren. Nach etwa zwanzig Minuten lenkt der Grenzbeamte zum ersten Mal ein: Also gut, 80.-$ von jedem. Das sei sein entgegenkommendes Angebot – auf das wir natürlich nicht eingehen. Also lässt man uns wieder eine Viertelstunde schmoren. In der nächsten Runde fragt er uns dann, wieviel wir denn zahlen könnten? Woraufhin wir ihn auffordern, mit seinem Vorgesetzten sprechen zu können.

Wieder schmoren wir eine Zeit lang, bevor wir dann tatsächlich zum Leiter der Ausreisebehörde gebracht werden. Der aber setzt das Spielchen fort: Die Beamten bei der Einreise hätten zwar offensichtlich Fehler gemacht – bei so vielen Touristen mit ganz unterschiedlichen Pässen könne das wohl passieren – nichtsdestotrotz sei es die Pflicht des Einreisenden, die Richtigkeit der Dokumente zu prüfen! Und er habe jetzt ein letztes, großzügiges Angebot an uns: 50.- $ jeder!!

Ich hole mein Handy raus und teile meinen Leidensgenossen für alle im Raum deutlich vernehmbar mit, dass ich jetzt die deutsche Botschaft in Vientiane anrufen werde und ob sie nicht auch bei der britischen Botschaft nachfragen wollten, was zu tun sei. Während wir noch nach den Telefonnummern googeln, wird der Chef ganz feierlich: er gebe uns den guten Rat mit auf den Weg, bei der nächsten Einreise nach Laos die Dokumente gut zu prüfen, dieses Mal würde er noch Gnade vor Recht gewähren und uns jetzt (nach gut einer Stunde pokern) ausreisen lassen.

Wie stark ich nach dieser Aktion unter Strom stehe, merke ich dann auf der thailändischen Seite: Als ich zurückgewiesen werde, weil ich das Einreiseantragsformular nicht vollständig ausgefüllt habe und ich mich anschließend wieder hinten in die Schlange der Wartenden einreihen muss, bin ich kurz vor dem Platzen!

Aber das war ja tatsächlich mein Fehler, der leicht zu beheben war, und mein Bus nach Chiang Rai war auch noch nicht weg!

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