Die allermeisten Costa Rica Touristen kommen mit dem Flugzeug in San José an, verbringen aber meist nur eine Nacht hier, um sich so schnell wie möglich per 4WD-Mietwagen auf die geplante Rundreise zu begeben. Wenn man nur eine begrenzte Zeit für eine Urlaubsreise in Costa Rica zur Verfügung hat, macht das auch Sinn, denn die Hauptattraktionen des Landes sind die zahlreichen Nationalparks mit ihrer biologischen Artenvielfalt, die Vulkane und die Strände.
San José gehört nicht zu diesen Attraktionen. Die Stadt ist laut und quirlig – und extrem hektisch, was den Straßenverkehr betrifft. Da wird um jeden Meter gekämpft, mit Vollgas angefahren um wenige Meter weiter wieder in die Eisen zu gehen, ständig wird von der Hupe Gebrauch gemacht, um auf sich aufmerksam zu machen und um den Vorderleuten zu signalisieren, dass sie schneller die Kreuzung passieren sollen – man will ja schließlich auch noch rüber. Autobusse werden nicht freiwillig nach dem Stopp an der Haltestelle in den fließenden Verkehr eingelassen, Motorradfahrer preschen mit wahnsinniger Geschwindigkeit rechts und links vorbei an den sich stauenden Autos und Fahrrad zu fahren scheint mir ein Himmelfahrtskommando.
Für Fußgänger gibt es in der Innenstadt zum Glück einige Auto freie Avenidas (Straßen von Ost nach West) und Calles (Straßen von Nord nach Süd), aber auch hier bekommt man als Mitteleuropäer ordentlich auf die Ohren: aus vielen Geschäften, Schnellrestaurants und Cafes dröhnt lautstark Musik und außerdem stehen am Eingang zahlreicher Geschäfte Animateure mit Mikrofon bewaffnet, um lauthals ihre Waren anzupreisen. Nicht zu vernachlässigen sind die zahlreichen Lotterielosverkäufer und Straßenhändler, die mit ihren markanten Stimmen sich gegen die elektronisch verstärkte Konkurrenz zur Wehr zu setzen versuchen. Es herrscht Chaos für das mitteleuropäische Ohr und auch die Augen rasen von einer Attraktion zur nächsten: es sind die vielen Gegensätze auf engstem Raum, die ein visuelles Durcheinander von Farben und Formen schaffen, die – zusammen mit der Wahnsinnsgeräuschkulisse – erst einmal verarbeitet werden wollen.
Das Busnetz
Das innerstädtische Busnetz in San José unterscheidet sich gravierend von unserem ÖPNV:
- Es ist wahnsinnig dicht – jeder Winkel der Stadt ist an das Busnetz angebunden
- Die Busse fahren häufig und regelmäßig
- Es ist sehr, sehr preiswert (die Fahrt von meiner Unterkunft ins Stadtzentrum dauert abhängig von der Verkehrslage zwischen 20 – 30 Minuten für ca. 15 km kostet ungerechnet 0,56€)
Es ist für unsereins sehr gewöhnungsbedürftig, weil es
- keinen Fahrplan gibt
- keinerlei Netzplan gibt (auch nicht im Internet). Man muss sich durchfragen, um zu erfahren, welche Linie wo hin fährt.
- für jede Linie einen festen Preis gibt, der in der Windschutzscheibe von Weitem sichtbar ausgewiesen ist. Gleichgültig wie viele Stationen man fährt, man zahlt immer den selben Preis (es gibt Zehner-, Wochen- und Monatskarten, deren Preisersparnis ich nicht kenne)
Fuerza Publica – öffentliche Macht – innerstädtische Sicherheit
Die Polizei hat eine ungeheuer hohe Präsenz in der (Innen)stadt. Ob per Mannschaftsbus, per PKW, zu Pferde, auf dem Mountainbike oder zu Fuß – die Polizei ist ganz häufig zugegen. Ich habe sie ab und an Menschen in den Fußgängerzonen kontrollieren sehen (Ausweisdokumente einfordernd), hab aber niemals Übergrifflichkeit oder Aggression in Gegenwart der Polizistinnen und Polizisten verspürt – vielmehr haben sie mir stets ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.