Als ich nach meinem Zwischenstopp in Phnom Phen gegen 14:00 Uhr im Zentrum von Kampong Chhnang ankomme, steht Kim, der vom Garden Guesthouse geschickte TukTuk-Fahrer, schon parat, um mich abzuholen.
Geld nimmt er von mir nicht für diesen Service, aber er könne mir eine Menge interessanter Dinge auf einer Tour zeigen. Ich lasse ihn wissen, dass ich ziemlich genau vor einem Jahr bei einem Kollegen eine Tour gemacht habe und zeige ihm die entsprechenden Fotos von den Töpfereien und dem Wat in meinem Reisetagebuch. Freude und Enttäuschung wechseln sich beim Überfliegen meiner Bilder in seinem Gesicht ab, aber er wird sich etwas einfallen lassen – sagt er – und schon sind wir für 15.- US Dollar am nächsten Morgen um 8:30 Uhr verabredet.
Da ich ihm die Bilder meiner Floating-Villages-Tour vom vergangenen Jahr nicht gezeigt habe (schien mir als Bestandteil einer TukTuk-Tour unwahrscheinlich), lasse ich mich auf sein Spiel heute ein. Er fährt mich zum Hafen und übergibt mich prompt an dieselbe Bootsfrau, die mich schon 2023 durchs Dorf gepaddelt hat. Sie lacht und freut sich lauthals als sie sich auf meinen Fotos wiedersieht, auf die 25.- Dollar für zwei Stunden auf dem Fluss will sie aber natürlich nicht verzichten. Ich erschrecke, als ich sehe, dass sie kaum die steilen Stufen zum Boot runter bewältigt bekommt. Sie muss sich bei jedem Schritt irgendwo festhalten, bringt immer die steife, linke Seite zuerst ganz vorsichtig nach unten, um dann unter Schmerzen die andere Körperseite nachzuholen. Ja, bedeutet sie auf meine pantomimische Nachfrage, ihre Hüfte sei kaputt, sie könne auch das Boot nicht mehr fahren – das mache jetzt ihr Mann
Ich erinnere mich noch gut daran, wie trostlos und deprimierend ich den Besuch beim schwimmenden Dorf vor einem Jahr empfunden habe.
Heute ist es tatsächlich noch schlimmer: das Dorf wirkt verwahrlost, in weiten Teilen total herunter gekommen, verlassen.
Leben
Hinweise auf Leben
Von Kim, meinem TukTuk-Fahrer, erfahre ich später (der Bootsführer spricht kein Wort Englisch), dass das Dorf z. Zt. tatsächlich weitgehend verlassen ist, weil seine Bewohner – Fischer mit vietnamesischen Wurzeln – auf Verwandtenbesuch (chinesisches Neujahresfest) sind.
Mir bleibt einzig tröstend der Gedanke, dass ich mit meinem Geld heute zumindest dem Bootsführer und dessen kranker Frau geholfen habe.
Kim müht sich redlich, mir Neues zu präsentieren, aber glücklicherweise landen wir später dann doch bei Frau Namh, die ich vor einem Jahr schon beim traditionellen Töpfern (statischer Werkstückträger, sie bewegt sich rückwärts in Minischritten gehend immer um das Werkstück herum und gibt ihm dabei Form) porträtiert habe. Sie freut sich, mich wiederzusehen und schenkt mir zum Abschied einen selbst getöpferten Gecko.
Arbeitsnachweise von Frau Namh und ihrem Mann, der den Palmzucker (in Form von Blüten, aus denen ein zähflüssiger Saft extrahiert, der anschließend gekocht und kristallisiert wird) von von den Bäumen holt
Hallo Wolfgang. Das erinnert mich an den Besuch der schwimmenden Inseln im Titicacasee. Für Europäer denke ich unvorstellbar so zu leben…aber interessant. Ich weiß es zu schätzen, trotz allem!!!! in Deutschland geboren zu sein.