Wenn einmal der Wurm drin ist …

Wir haben nicht einmal die Hälfte des Weges nach Thakhek geschafft, als der Bus liegen bleibt: irgendwas mit der Lenkung – schließe ich aus den hilflos wirkenden Reparaturversuchen der Bordcrew.

Nach dreimaligen Fehlversuchen: anfahren, nach 50 m wieder stehen bleiben, Werkzeug raus und immer wieder dieselben Handgriffe, Werkzeug einpacken und verstauen, einsteigen, … Haben sie endlich um Ersatzbusse telefoniert.

Es ist jetzt 16 Uhr, planmäßig sollte der Bus gegen 15 Uhr in Thakhek sein, die Ersatzbusse brauchen ca eineinhalb Stunden bis hierher und dann noch einmal zwei Stunden bis zu unserem Ziel.

Ich habe seit gestern Abend nichts mehr gegessen und wage es auch nicht, bevor ich nicht ein Klo in meiner unmittelbaren Nähe habe.

Ich als Soloreisender bekomme einen Platz in einem planmäßig fahrenden Bus der gleichen Gesellschaft. Vollkatastrophe! Der Bus ist rappelvoll, es ist inzwischen dunkel, die meisten Fahrgäste an Bord schlafen oder ruhen zumindest eingemummelt in Decken (die Klimaanlage arbeitet unermüdlich und lässt sich in keiner Weise steuern oder abstellen), Kinder weinen, sechs Smartphones in meiner unmittelbaren Umgebung streamen in voller Lautstärke unterschiedliche Programme. Die Liegekojen sind für jeweils zwei Menschen geplant. Menschen mit asiatischen Durchschnittsmaßen. Ich muss entweder sitzen, wenn ich die Füße ausstrecken will oder liegen und die Füße dabei aufstellen. Dabei gibt es – sobald Entspannung beim Nachbarn eintritt, seitlich kuscheligen Körperkontakt.

Ich muss während der ersten zwei Stunden Fahrt auf Anweisung des Bordpersonals zweimal meine Koje wechseln. Zuerst, weil eine Familie mit zwei kleinen Kindern die Koje benötigt, kurz nach dem Wechsel ein zweites Mal, nachdem die junge Laotin, deren Nachbarplatz ich zugewiesen wurde, merkt, dass ich Farang und auch noch männlichen Geschlechts bin.

Diese Wechsel sind wahnsinnig erniedrigend (im wahrsten Sinne des Wortes), weil auf dem unheimlich niedrigen Gang zu allem Überfluss Säcke gelagert sind, die den Gang zu einem Kriech machen, es ist stockdunkel (bis auf die strahlenden Smartphonedisplays), in einer Hand die Plastiktüte mit den Schuhen, in der anderen der Rucksack – es ist eine Lebenserfahrung, die man nicht braucht, wenn man siebzig ist.
(Die Bilder sind entstanden, als der Bus am „Rasthof“ steht, und die meisten Passagiere zur Toilette raus sind.)

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