Zurück zum Alltag

Gerade ist ein riesengroßer Waran (mindestens 1,5 m lang) an meiner Terrasse vorbei geschwommen. Soo, die gute Seele des Resorts, erzählt mir, dass das Tier hier jeden Tag auf Futtersuche vorbei zieht. Am Bootsanleger der Anlage wollte es scheinbar an Land gehen, hat sich dann aber für weiter schwimmen entschieden. Man sieht sie oft in Wassernähe (wenn so ein Tier die Straße überquert, hält der Autoverkehr brav an, Mopeds fahren auf Ausweichkurs weiter), aber solch ein Riesenexemplar habe ich bisher noch nicht erlebt.
Dass der Alltag wieder zurück ist, merke ich daran, dass die zahlreichen thailändischen Urlauber, die in den vergangenen Tagen hier zu Gast waren, aus er Bungalowanlage abgereist sind.
Ich persönlich habe von dem Festtagsrummel so gut wie nichts mitbekommen. Buddha sei Dank. Es ist augenfällig, dass der Handel begreift, dass mit diesem „Fest“ eine Menge Geld zu machen ist (mit jedem Jahr seit 2018 wird in den Städten das Angebot an Weihnachtsgedöns, das sich noch in allererster Linie an Kinder richtet, größer) und als Farang bekommt man immer häufiger „Happy Christmas“ als Gruß zu hören. Aber es ist Alltag – Märkte und Geschäfte kennen keinen (Weihnachts-)Feiertag.
Der Jahreswechsel dagegen wird intensiv gefeiert. Zwar laufen Märkte, Geschäfte, Dienstleistungen, … (z.T. auf Sparflamme) weiter, denn wer nicht arbeitet, wer nichts erwirtschaftet, der bekommt kein Geld), aber bei großen Unternehmen und Regierungs- und Verwaltungsinstitutionen ruht über den Jahreswechsel für fünf Tage der Betrieb. Die Beurlaubten fahren aufs Land zu ihren Familien. Man sitzt draußen zusammen, isst (vom Holzkohlegrill), trinkt (Bier und Hochprozentiges), macht mit Musik aus häufig vollkommen übersteuerten Lautsprecheranlagen die Umgebung darauf aufmerksam, dass man feiert und lässt es sich gut gehen.
Das Neue Jahr wird auch hier um Mitternacht mit Feuerwerk begrüßt. In Bangkok und anderen großen Städten sicherlich sehr viel intensiver als auf dem Land. (Hier in Phimai war die Ballerei nach gut zehn Minuten vorbei.) Allerdings haben auch hier viele Kinder den eigentlichen Zeitpunkt nicht abwarten können – bereits seit dem 29. Dezember wurde hier und da den ganzen Tag lang getestet.

Am Neujahrsnachmittag waren wir kurz bei Phims Eltern essen. Sie betreiben zusammen mit Phims zwei Schwestern ein Straßenrestaurant drei Kilometer außerhalb der Stadt. Es gibt zwar auch ein, zwei Tische, an denen man sich mit Blick auf einen See bedienen lassen kann, aber eigentlich handelt es sich um eine Garküche, wo für eine Stammkundschaft schon früh morgens und dann am Nachmittag, wenn die Leute von Ihrer (Feld-)Arbeit nach Hause fahren, frisches Essen to go zubereitet wird. Die Familie besitzt auf dem See eine schlichte Fischzucht, zusätzlich angelt Phims Vater.
Die Garküche ist also beliebt für ihre Fischgerichte, Hühnchen-, Rind- und Schweinefleischgerichte bekommt man natürlich ebenfalls. Vegetarische oder gar vegane Küche kennt man nicht (Hühnerfleisch gilt auf dem Land in Thailand nicht als Fleisch!).

Bei meiner Radtour über Land am zweiten Tag des neuen Jahres erlebe ich wie eine vollkommen ausgetrocknete Ackerfläche mit Wasser geflutet wird und somit für die landwirtschaftliche Nutzung während der Trockenzeit vorbereitet wird.

In meinem Zielort gibt es nicht nur eine schöne Tempelanlage sondern auch diese beiden lieben Menschen, die mich mit kaltem Espresso und Erdnusskeksen versorgen. Bei aller Begeisterung über unsere Begegnung kommt eine darüber hinaus gehende Unterhaltung nicht zu Stande, weil ich dem Mann nicht vermitteln kann, dass er Thai in mein Handy sprechen kann, weil dort eine ÜbersetzungsApp läuft.


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