Abgesang

Der Flughafen von HCMC stammt aus den Dreißigerjahren des letzten Jahrhunderts und liegt gefühlt mitten in der Stadt (6 km vom Zentrum entfernt). Er platzt aus allen Nähten. Sobald man das internationale Abflugterminal betritt, steht man – bis zum Boarding – in Menschenmassen. Minutenlang geht es keinen Millimeter voran, hin und wieder kommt ein Servicemitarbeiter und fordert einen Pulk auf, ihm zu einer anderen Abfertigungsstelle zu folgen. Ich bin zwischendurch überzeugt, den Flug zu verpassen, weil die Boardingzeit schon längst begonnen hat, wir aber den Sicherheitscheck noch vor uns haben. Als wir aber 20 Minuten nach der geplanten Abflugzeit den Flieger betreten, ist dieser noch gähnend leer. Fast eine Stunde später als geplant verlassen wir schließlich Vietnam.

Ohne Phim hätte ich diese Vietnamreise so mit Sicherheit nicht gemacht. Zum einen wäre ich dem Klima zuliebe nicht geflogen, sondern wäre mit öffentlichen Bussen über Laos nach Hanoi gekommen und von Saigon aus über Kambodscha zurück nach Thailand gefahren.
Zum anderen hätte ich auch eine alternative Route durch das Land gewählt. Anstatt von einem Massentourismusort an der Küste entlang zum nächsten zu fahren, hätte ich mir eine individuelle Route im Landesinneren gesucht.

Trotzdem ist diese Vietnamreise für mich eine tolle Erfahrung. Damit ich diese Besonderheiten nicht vergesse, möchte ich festhalten:
Es ist auf den Straßen permanent wahnsinnig laut und hektisch!!!
Dies ist nicht nur dem motorisierten Verkehr geschuldet, sondern auch dem (Kommunikations-)Verhalten der meisten Vietnamesen. Es wird – für mein Empfinden – ungeheuer laut gesprochen. Ob beim Telefonieren im Zugabteil, im Bus, im Café, im Hotelzimmer oder ebendort im Dialog mit einem Gegenüber – man wählt oft eine Lautstärke, die einem Schwerhörigen noch das Auffassen ermöglicht.
Zudem klingt die vietnamesische Sprache – immer für mein Empfinden – per se nicht gerade harmonisch und wohltuend in meinen Ohren. Es klingt als wenn ein Felsbrocken einen steilen, schroffen Hang hinunter zu Tale stürzt und dabei in unregelmäßigen Abständen bei jedem Aufprall Laute des Splitterns, Platzens und Zerberstens erzeugt. Aufgezeichnet und im Zeitraffer abgespielt hätten wir dann einen vietnamesisch klingenden Satz, der auf der semantischen Ebene vielleicht ausdrückt: „Schatz, ich liebe dich!“
In dieselbe Kategorie (Lärm) gehört die Lust vieler Vietnamesen auf Karaoke. Es gibt Karaoke als saalfüllende Abendveranstaltung, Karaokekneipen und private Karaokerunden bei Bier und Whiskey auf dem „Bürgersteig“ vor dem Haus. Dabei ist der Unterhaltungswert nicht von der Gesangsqualität des/der Singenden sondern von der Lautstärke und Größe der Verstärkeranlage abhängig. Nicht selten verbreiten mannshohe Lautsprecherboxen Disharmonien, für die man sich in Europa entschuldigen und in Grund und Boden schämen würde – in Vietnam gelten offen hörbar andere Kriterien.
Die vietnamesische Kaffeekultur ist einzigartig. Ich persönlich kenne kein anderes Land, in dem qualitativ hochwertigster Kaffee auf so viele verschiedene Arten zum Genießen angeboten wird. Selbst der einfache Café Sua, ein rabenschwarzer Espresso auf einem Hauch von Kondensmilch, den es an jeder Straßenecke für 13.000 Dong (0.48.-€) gibt, ist ein Erlebnis – ganz abgesehen vom Dripping -, Salt – oder Egg Coffee, um nur eine kleine Liste meiner persönlichen Favoriten zu nennen.
Ebenso erwähnenswert finde ich die ÜberLandLinienBusse in Vietnam. Die finde ich – nach einer gewissen Eingewöhnungspase – äußerst komfortabel. Großes Gepäck wird vom Personal unter dem Bus im Gepäckraum verstaut. Beim Einstieg zieht man seine Schuhe aus und verpackt sie in eine Plastiktüte, die einem der Fahrer entgegenstreckt. Jeder Platz ist ein Einzelplatz. Seine Beine und kleines Gepäck steckt man in eine Art Koje, wenn man sich hinsetzt. Man sitzt weder aufrecht (wie in unseren Bussen) noch liegt man flach (wie in Liegebussen). Es ist irgendetwas dazwischen, wobei man die Rückenlehne im Winkel von vielleicht 30 bis 70° verstellen kann. Zu jedem Platz gehört ein kleines Kopfkissen und eine leichte Decke zum Zudecken. Beim Halt an Raststätten stellt der Fahrer einen Korb voller (für europäische Füße viel zu kleiner) Flip Flops vor den Bus, damit nicht zuviel Zeit mit dem An- und Ausziehen der privaten Schuhe verloren geht. Alles in allem eine sehr bequeme (und preiswerte) Art zu reisen.
Das Essensangebot in Vietnam finde ich lange nicht so bunt und vielfältig wie in Thailand. Es ist neben einem großen Angebot an Fisch und Meeresfrüchten ungeheuer fleischlastig (Chicken, Pork, Beef), wobei das „Fleisch“ oft von zweifelhafter Qualität ist bzw. lange nicht die Qualität hat, die man im Westen gewohnt ist. Ich vermisse sehr die frisch gepressten Fruchtsäfte, frisches Obst und frisch zubereitetes Gemüse.
Fairerweise will ich Banh Mi, das knusprig aufgebackene, köstlich belegte Baguette, nicht verschweigen, das für den kleinen Hunger zwischendurch allemal eine Empfehlung ist.
Diese (sicherlich unvollständige Auflistung) will ich vorerst beenden mit der Erwähnung der unglaublichen Freundlichkeit der Einheimischen uns Fremden gegenüber (zumindest außerhalb der Massentourismuszentren). Anders als in vielen Landstrichen Thailands wird man in Vietnam nicht schon von Weitem von den einheimischen Menschen angestrahlt und/oder gar angesprochen. Wenn man aber selber auf die Menschen zugeht, den Kontakt sucht (verbal oder nonverbal), öffnet sich gewöhnlich ein großes Herz und man bekommt Auskunft, Hilfe, Unterstützung, Interesse in Hülle und Fülle.

Nach der Landung in Bangkok und unspektakulären Zwischenstopps in Nakhon Nayok und Saraburi will ich mich vor dem Rückflug noch ein paar Tage im Moon River Resort in Phimai erholen. Am Donnerstag (06.03.25) gehe ich für zwei Tage – ebenfalls auf Erholungstour – nach Ayutthaya ins geliebte Tamarind Guesthouse. Am Sonntagmorgen fahre ich nach Bangkok. Ich werde mir in Flughafennähe ein einfaches Zimmer nehmen, um mich noch mal ausruhen und duschen zu können. Gegen 23:00h Ortszeit werde ich am Flughafen sein. Mein Flug geht planmäßig um 02:00h Ortszeit am 10.03.25. Umsteigen werde ich wieder in Dubai. Planmäßig landet mein Flieger um 12:30h Ortszeit in Düsseldorf.
Die Wetterapps versprechen zweistellige Temperaturen in NRW. Hurra!





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